Interkulturelle Begegnung mittels kreativen Arbeitens

Projekt
Projektträger:in: Willy-Brandt-Schule
Projektzeitraum: 2021
Erscheinungsjahr: 2016
Medienart: PDF

In diesem Beitrag geht es um ein interkulturelles Kreativprojekt, dass an der Willy-Brandt-Schule in Giessen mit zwei Klassen der Fachoberschule Gestaltung und einer Flüchtlingsklasse stattfand, dieses wurde von den Lehrern Simone Löffler und Wennemar Rustige initiiert und begleitet. 

Beim ersten Treffen der Klassen ging es um ein gegenseitiges Kennenlernen. Dazu erstellten alle Schüler*innen ein großes gemeinsames Bild mit den Profilansichten aller Schüler*innen. Dabei übertrugen jeweils ein Schüler aus der Flüchtlingsklasse und ein Fachoberschüler gegenseitig ihre Profile auf eine große Leinwand, welche anschließend von allen Schüler:innen farbig angelegt wurde.
Anschließend setzten sich jeweils ein Fachoberschüler und ein Schüler aus der Flüchtlingsklasse gegenüber und zeichneten ein Portrait des Partners, wobei sie aber nicht auf ihr Papier schauen durften. Vorteil dieser Technik des "Blindzeichnens" ist es, dass es nicht um die Erstellung eines realistischen Portraits geht und somit auch keine besonderen zeichnerischen Fertigkeiten notwendig sind. Außerdem geht es darum, dem Gegenüber genau zu betrachten und sich ihm langsam anzunähern. Nach Erstellung der oft sehr lustigen Blindzeichnungen ging es darum, drei besondere Eigenschaften des Partners zu ermitteln und diese auf dem Portrait zu notieren.

Nach diesem ersten Kennenlernen wurden zwei große Gruppen gebildet, jeweils bestehend aus Fachoberschülern und Schülern der Flüchtlingsklasse. Jede der zwei Großgruppen nahm dann jeweils an zwei Samstagen an einem Graffitiworkshop und einem Keramikworkshop teil. Der Keramikworkshop wurde von dem Gießener Keramiker Berthold Zavazki, der Graffitiworkshop von dem Graffitikünstler triK angeleitet.
Im Graffitiworkshop entwickelten die Schüler:innen in Kleingruppen zunächst Entwürfe. Die entstandenen Gestaltungsideen für das Graffiti wurden dann von den Kleingruppen auf die Innenwände des Parkhauses der Willy-Brandt-Schule übertragen. Insgesamt erstellten die Schüler:innen zehn unterschiedliche Graffitis. Inhaltlicher Schwerpunkt aller Graffitis ist das interkulturelle Miteinander. Eine Schülerin erstellte zum Beispiel ein abstrahiertes Portrait von Bob Marley und kombinierten es mit dem Schriftzug "It´s time for the world to unite as a human race". Eine andere Gruppe kombinierte den Schriftzug "Hope" mit einer abstrahierten Taube.
Eine weitere Gruppe entschied sich für die Darstellung einer syrischen Stadt kombiniert mit einem Panther und dem arabischen Wort "Hallo" (alle Graffitis siehe Dokumentation mit Bildern).

Im Keramikworkshop wurden zunächst in Kleingruppen keramische Grundtechniken erprobt. Anschließend ging es darum, innerhalb einer Kleingruppe eine Idee für eine gemeinsame Plastik zu entwickeln und diese umzusetzen. Eine Gruppe entschied sich für eine Plastik, bei der auf der einen Seite eines großen Regenbogens mit einer Tür Symbole für Deutschland zu sehen sind, auf der anderen Seite Menschen, die sich der Tür nähern aber auch gefallene Menschen. Die zweite Gruppe kombinierte vier unterschiedliche Weltkugeln zu einer Gesamtplastik. Die dritte Gruppe erstellte eine Plastik bestehend aus einer Kombination von bedeutenden Gebäuden aus verschiedenen Kulturkreisen. Eine weitere Gruppe fügte unterschiedliche abstrakte Elemente zu einer plastischen Einheit zusammen. 

Ziel des Projekts ist es, Begegnung und Austausch zwischen deutschen Schüler*innen mittels gemeinsamer künstlerischer Arbeiten zu initiieren. Der Vorteil des gemeinsamen praktischen Arbeitens ist nicht zuletzt die Tatsache, dass Sprachprobleme einerseits kein besonders großes Hindernis darstellen, aber dennoch Anlässe zur Erweiterung der Sprachkompetenz gegeben sind. Des Weiteren bietet dieses Projekt die Möglichkeit, etwaige gegenseitige Vorurteile und Ängste zu überprüfen und abzubauen und zugleich, mehr voneinander und der jeweiligen anderen Kultur zu erfahren. 

Auch im Rahmen des Englischunterrichts begegneten sich die Klassen und tauschten sich über die Besonderheiten der verschiedenen Länder, kulturelle Unterschiede, Zukunftspläne usw. aus. Die Lehrpläne vieler Fächer in den berufsbildenden Schulen sehen einen Rahmen für die Themen der Demokratiebildung vor. Dies ist sogar im Rahmen des Englischunterrichts zu ermöglichen, obwohl dieser sich nicht primär mit gesellschaftlich sozialen Fragen beschäftigt.